Über das Sunnig Grätli zum Jakobiger

Wer von Flüelen ins Reusstal blickt, entdeckt bei Silenen eine mehrstufige Talsperre. Während sich linker Hand gleichmässig die mächtige Pyramide des Bristens erhebt, baut sich das Gebirge rechts in drei Stufen auf. Zuerst kommt die Ebene des Arnisees, weiter oben das waagrechte Sunnig Grätli, schliesslich der Ruchälplistock und der Jakobiger. Da will ich heute hin. Ein Urner Highlight der anspruchsvolleren Sorte mit luftiger Aussicht, hübschen Seeli und genügend Beizli.


Die kleine Bahn in Intschi ist manchmal auch wochentags ein Engpass. Eine Gruppe fröhlicher Ticinesi ist vor mir da, so warte ich eben zweimal 7 Minuten. Im „Alpenblick“ an der Bergstation hole ich mir einen Nussgipfel und ziehe los. Gleich vom Arnisee steigt die Route steil durch den duftenden Wald hoch zum Sunnig Grätli. Die Frische des frühen Herbstmorgens erleichtert den anstrengenden Anstieg über viele Wurzeln und Steinstufen. Rasch erreiche ich die Baumgrenze und freue mich über den weiten Blick ins Reusstal. Autobahn und Bahnlinie haben hier nur noch Märklincharakter, es ist wunderbar still. Auf dem etwas flächeren, verwaldernden Weg zum Sunnig Grätli überlege ich mir, ob hier früher wohl gewirtschaftet wurde. Das aufstrebende Nadelgebüsch sieht noch jung aus und vermittelt eine skandinavische Stimmung.

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Kurz vor dem Sunnig Grätli – Blick ins obere Reusstal

Dann erreiche ich die kleine Hochebene, die von hübschen, sumpfigen Seelein geprägt ist und die so elegant mit dem quer zum Reusstal stehenden Sunnig Grätli abgeschlossen wird. Das Hüttli ist zu meiner Überraschung noch bewartet, natürlich kehre ich kurz ein.

Der Blick vom Grätli ist atemberaubend. Nach seinem ausgiebigen Genuss suche ich die blau-weiss markierte Spur, die vom vielbegangenen Höhenweg zur Leutschachhütte zur Gipfelroute abzweigt. Bald stehe ich auf dem Grat und werde empfangen vom Einblick ins wilde Leutschachtal mit dem ihn dominierenden, zerklüfteten Mäntliser.

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Das Plateau mit einem der Seeli, gegenüber der Bristen

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Der Blick zum Urnersee, nach Altdorf und zur Chaiserstock-Gruppe

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Das wilde Leutschachtal, gut sichtbar der Nidersee, rechts darüber die Hütte und der Mäntliser, weiter hinten der Krönten

Der Ruchälplistock kommt näher, und nun sind die Hände gefragt. Die Kraxelpassagen übersteigen zwar den I. Schwierigkeitsgrad nicht, aber die Route verläuft ziemlich luftig. Nicht einmal die Gämsen unter mir scheinen sich ihrer Sache ganz sicher zu sein. Ich bin dankbar für die Stahlseile an den heikelsten Stellen. Der Aufstieg im schönen Fels mit seinen festen Griffen macht grossen Spass, der Gipfel kommt für meinen Geschmack fast zu schnell. Dort angekommen schlucke ich allerdings zuerst zweimal leer: Die Route setzt sich auf der Nordseite fort, die Steine sind mit gefrorenem Schnee und Schwarzeis überzogen. Mit grösster Vorsicht überwinde ich diese heikle Passage, auch der folgende Abstieg über eine steile, felsige Grasflanke ist heute nicht besonders appetittlich. Dann kommen aber die Sonnenstrahlen zurück und mit ihnen die besseren Verhältnisse. Die nördliche Umgehung des namenlosen Gipfels „2453“ gestaltet sich weniger schwierig als befürchet. Erleichtert steige ich über eine sonnige Grasflanke auf das Tagesziel, den Jakobiger. Fazit: bis hierhin grossartig, aber beim nächsten Mal lieber ohne Schnee und Eis.

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Der markante Gipfelaufbau des Ruchälplistocks, dank der Kette auf der Platte gut zu meistern

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Hier gehts runter, dann rechts über das Schneeband um den „2453er“, danach rechts hoch zum Jakobiger

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Der Blick zurück zur frühwinterlichen Seite des Ruchälplistocks

Der Abstieg zum Leidsee und die kleine Gegensteigung zum Leidseepass sind ein weiteres Highlight. Der schwarzblaue Leidsee liegt wie eine Badewanne in einem Felsbecken, links und rechts fallen die Flanken steil ab, eine schöne Laune der Natur. Am Beginn des ebenfalls gut gesicherten, exponierten Abstiegs ins Leutschachtal hat ein Witzbold eine Tafel „Velo und Mofas anstellen verboten“ montiert. Ich lache – etwas Zivilisation in der steinigen Wildnis. Ein Biker wird hier kaum je vorbei kommen.

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„A pool with a view“

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Am Leidseepass, Blick zurück zu Jakobiger und Ruchälplistock

Die Leutschachhütte ist ebenfalls noch bewartet und so freue ich mich über eine frischgebackene Rösti und ein grosses Schorle. Meinen Wasservorrat werde ich wohl wieder hinuntertragen. Der Abstieg erfolgt über den Hüttenweg. Dieser ist ebenfalls ein Leckerbissen. Zuerst passiert man den Nidersee mit seinem einzigartigen, grünblauen Wasser, danach folgt ein steiler Abstieg entlang dem Bach zur nächsten Talstufe. Hier wartet bereits das nächste Bäsebeizli einer geschäftstüchtigen Bauernfamilie, das ich nun aber mangels Hunger und Durst links liegen lasse. Der Weg wird breiter und im gemütlichen Downhillgang strebe ich dem Talausgang zu.

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Wo gibt’s diese Farbe sonst noch?

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Leutschachtal, jetzt aus der Froschperspektive

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Ob diese Freunde wohl im Nidersee gebadet haben? So helle Häute sind selten.

Wenig später begrüsst mich der Arnisee, der in diesem sanften Herbstlicht schlicht umwerfend daliegt. Auf einer Bank sauge ich zusammen mit pensionierten Einheimischen die Idylle auf. Im „Alpenblick“ hingegen orchestrieren die Ticinesi ihre Gespräche im 90 Dezibel-Bereich, sodass ich das verdiente Bier auf die Terrasse des „Schäfli“ an der Talstation in Intschi verlege.

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Postkartensujet Arnisee mit dem Chli Windgällen

Tourdatum: 8. September 2015

Kartenausschnitt Jakobiger (pdf)

Interaktiver Kartenausschnitt

2 Kommentare

  1. […] auf dem Spitzli im April, dem Arvigrat im Mai, dem Nädliger im Juli, der Jungfrau im August, dem Jakobiger im September, der Schrattenflue im Oktober und auf dem Rophaien im November. Genossen habe ich […]

  2. Hallihallo

    Ab wann denkst du ist diese Wanderung machbar? Ende Juli?

    Vielen Dank für Deine Einschätzung.

    Liebe Gruess

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Über diese Seite

Alpinwandern – Bergtouren – Hochtouren

Erwandert und beschrieben von Edwin.
Web von Raskin.

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